26.03.2023 Rentenfaktor im Vergleich

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Rentenfaktor im Vergleich: Wie sich der aktuelle und der garantierte Wert auf Ihre Rente auswirkt

Das Urteil des Landgerichts Köln (LG Köln, 08.02.2023, Az. 26 O 12/22) hat eine wegweisende Richtung eingeschlagen: Die Zurich Deutscher Herold Lebens-Versicherung durfte den Rentenfaktor eines Riester-Sparers nicht einfach herabsetzen. Der Kläger durfte auf den im Versicherungsschein festgelegte Rentenfaktor vertrauen und als verbindlich ansehen. Die Zurich entgegnete, dass es sich hierbei lediglich um eine unverbindliche Mitteilung handelt und der Versicherer sich deshalb vorbehalten durfte, den Rentenfaktor nachträglich abzuändern.

Diese Argumentation hat das Gericht nicht überzeugt: Sollte es sich bei dem im Versicherungsschein angegebenen Faktor tatsächlich nur um eine unverbindliche Information handeln, so hätte sich die Zurich in ihren Produkt-Bedingungen nicht das Recht vorbehalten, den Rentenfaktor nachträglich abzuändern. Zumal die Änderung von der Zustimmung eines Treuhändlers abhängig ist. Demzufolge durfte der Versicherte auf die Angabe vertrauen, auch wenn der Versicherer hierfür keine „Garantie“ übernehmen wollte.

Der Rentenfaktor spielt eine entscheidende Rolle: Er gibt an, wie hoch die monatlichen Rentenzahlungen bei Renteneintritt pro 10.000 Euro ausfallen. Je höher der Rentenfaktor ist, desto höher ist die monatliche Rentenzahlung. Dabei spielen bei einer Renten-Versicherung zwei Werte eine Rolle: Der aktuelle Rentenfaktor und der geringere garantierte Rentenfaktor.

Der aktuelle Rentenfaktor und sein Einfluss auf Ihre Rente

Bei Abschluss einer Renten-Versicherung wird der Rentenfaktor anhand der jeweiligen Rechnungsgrundlagen ermittelt. Diese umfassen unter anderem die Sterblichkeit bzw. Erlebens-Wahrscheinlichkeit, den Zins und die Kosten. Der aktuelle Rentenfaktor wird mittels einer individuellen Berechnung ermittelt. Er gibt an, wie hoch die Rente ausfallen würde, wenn die Rechnungsgrundlagen am Ende der Aufschubfrist dieselben wären wie zum Zeitpunkt des Abschlusses der Renten-Versicherung.

Obwohl der aktuelle Rentenfaktor in den Angeboten der Versicherer als Grundlage für die Berechnung der späteren Rente dient, gibt es keine Garantie dafür. Darüber hinaus ist oft nicht klar, wie der Wert zustande kommt, da nicht alle Versicherer Transparenz hinsichtlich des aktuellen Rentenfaktors bieten. In vielen Fällen fehlen sogar vollständige Angaben dazu.

Garantierter Rentenfaktor: Was bedeutet er?

Der garantierte Rentenfaktor gibt an, welcher monatliche Rentenbetrag bei Renteneintritt mindestens ausgezahlt wird. Er wird bei Vertragsabschluss von der Versicherungsgesellschaft garantiert und ist unabhängig von der zukünftigen Entwicklung der Rechnungs-Grundlagen wie Sterblichkeit, Zinsen und Kosten. Der garantierte Rentenfaktor ist somit eine wichtige Kennzahl für die Höhe der späteren Rente in der privaten Altersvorsorge.

Anpassungsklauseln in der Altersvorsorge: Wie sie den Rentenfaktor verändern kann

Doch selbst der garantierte Rentenfaktor scheint nicht sicher: Viele Versicherer haben sich in ihren Produkt-Bedingungen vorbehalten, diese vermeintliche Garantie unter bestimmten Umständen zu ändern. Eine Möglichkeit hierfür bietet die Anpassungsklausel, welche auch in den Produkt-Bedingungen der Zurich Versicherung enthalten war. Diese regelt unter welchen Voraussetzungen der Versicherer den Rentenfaktor nachträglich und einseitig herabsetzen kann. In neueren Verträgen berufen sich die Versicherer auf § 163 VVG.

Ab wann ein Rentenfaktor tatsächlich garantiert oder nur per Wortlaut garantiert, hatte auch das Landgericht Köln in dem vorliegenden Fall zu diskutieren.

Das Urteil macht jedoch klar, dass ein Rentenfaktor als garantiert gilt, sofern im Versicherungsschein keine ausdrückliche Erwähnung erfolgt, dass es sich lediglich um den aktuellen Rentenfaktor handelt. Ausschlaggebend ist immer die Sichtweise des Versicherungs-Nehmers bezüglich der Vertrags-Vereinbarungen. Dadurch soll eindeutiger formuliert werden, was als garantiert gilt.

Auswirkungen für Riester-Sparer: Wawra & Gaibler berät kostenlos und unverbindlich

Das Urteil hat eine Signalwirkung, da erstmals in der Frage einer einseitigen Rentenkürzung zugunsten der Verbraucher entschieden wurde. Dies ebnet den Weg für andere Betroffene und verbessert ihre Chancen im Falle eines Streits erheblich.

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